papaya je napisao/la:«Ich muss dir dringend etwas erzählen», begrüßte er mich.
Ich war verwundert, lag doch ein Strahlen in seinem sonst
so blassen Gesicht. Er hatte reichlich Eau de Cologne aufgetragen,
und seine wenigen verbliebenen Haare waren ausnahmsweise
gekämmt.
«Du, Papa, kann das noch ein bisschen warten?», fragte
ich. «Ich habe keine Zeit, ich muss einen Artikel schreiben
über alles, was ich noch nie über die Beseitigung von Exkrementen
wissen wollte.»
«Ich habe eine Freundin», platzte es aus ihm heraus.
«Du … du … Das ist ja wunderbar», stammelte ich und
vergaß die Exkremente.
Papa hatte eine Freundin? Das war eindeutig eine Ãœberraschung.
Ich malte mir aus, wer diese Frau wohl sein mochte:
eine ältere Dame aus dem Kirchenchor vielleicht? Oder eine
Patientin aus seiner Urologenpraxis (obwohl ich mir die erste
Begegnung lieber nicht so genau vorstellen mochte).
«Sie heißt Swetlana», strahlte Papa.
«Swetlana?», wiederholte ich und versuchte sämtliche Vorurteile
gegenüber slawisch klingenden Frauennamen aus
meinen Gedanken zu verdrängen. «Klingt … nett …»
«Sie ist nicht nur nett. Sie ist großartig», strahlte er noch
mehr.
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Mein Gott, er war verliebt! Das erste Mal seit über zwanzig
Jahren. Und obwohl ich mir das immer für ihn gewünscht
hatte, war ich mir gerade nicht ganz sicher, wie ich das fi nden
sollte.
«Du wirst dich bestimmt gut mit Swetlana verstehen»,
sagte Papa.
«Ah ja?»
«Ihr habt ein Alter.»
«Was?!?»
«Jedenfalls fast.»
«Was heißt das? Ist sie vierzig?», fragte ich.
«Nein, sie ist fünfundzwanzig.»
«Wie alt?»
«Fünfundzwanzig.»
«wie alt?»
«Fünfundzwanzig.»
«wieeee alt???»
«Warum fragst du das immer wieder?»
Weil sich mein Hirn bei der Vorstellung, dass mein Vater
eine fünfundzwanzigjährige Freundin hatte, der Kernschmelze
näherte.
«Wo, wo, woher kommt sie denn genau?», fragte ich, um
Contenance bemüht.
«Aus Minsk.»
«Russland?»
«Weißrussland», korrigierte er mich.
Ich schaute mich irritiert um und hoffte, irgendwo eine
versteckte Kamera zu erspähen.
«Ich weiß, was du jetzt denkst», sagte Papa.
«Dass hier bestimmt eine versteckte Kamera ist?»
«Gut, ich weiß doch nicht, was du denkst.»
«Was hast du denn gedacht, was ich dachte?», fragte ich.
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«Dass Swetlana auf mein Geld aus ist, nur weil ich sie über
eine Partnervermittlung im Internet kennengelernt habe …»
«Du hast sie wo kennengelernt?», unterbrach ich ihn.
«Bei
http://www.amore-osteuropa.com.»
«Oh,
http://www.amore-osteuropa.com – das klingt ja total seriös!
»
«Du bist ironisch, oder?»
«Und du naiv», erwiderte ich.
«Auf
http://www.Partnervermittlungs-Test.de hat die Agentur
die besten Ratings», hielt er dagegen.
«Na, wenn
http://www.Partnervermittlungs-Test.de das sagt,
dann ist Swetlana sicherlich eine hochanständige Frau, die
weder Interesse an deinem Geld noch der deutschen Staatsbürgerschaft
hat», ätzte ich.
«Du kennst Swetlana doch gar nicht!» Papa war nun sehr
beleidigt.
«Aber du?»
«Ich war letzten Monat in Minsk …»
«Halt, halt, halt – alle Maschinen stopp!» Ich sprang von
meinem Stuhl auf und baute mich vor ihm auf. «Du hast mir
doch erzählt, du besuchst mit dem Kirchenchor Jerusalem.
Du hattest dich doch so auf die Grabeskirche gefreut.»
«Ich habe gelogen.»
«Du hast deine eigene Tochter angelogen?» Ich konnte es
nicht fassen.
«Weil du mich sonst aufgehalten hättest.»
«Und zwar mit Waffengewalt!»
Papa atmete durch: «Swetlana ist ein extrem reizendes
Wesen.»
«Ja, das glaub ich. Sie reizt mich ja jetzt schon», erwiderte
ich.
«Aber …»